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Rote Vogelmilbe – Dermanyssus gallinae

Die Rote Vogelmilbe wird häufig auch Blutmilbe genannt, da sie Blut saugt, welches durch ihre transparente Außenhülle hindurch schimmert. Die Dermanyssus gallinae gehört zu den Vogelmilben, hat jedoch eine Besonderheit: Die Rote Vogelmilbe befällt nicht einzelne Vogelarten, sondern praktisch alle Vögel und bei Nahrungsknappheit auch Säugetiere, also auch den Menschen. Der Ektoparasit lebt im direkten Umfeld der Ruhestätten der Vögel und sucht diese meist in der Nacht heim, um Blut zu saugen.

Rote Vogelmilbe - Dermanyssus gallinae

Zichnung einer Dermanyssus gallinae (rote Vogelmilbe) – Foto: Morphart / depositphotos.com

Reproduktion der Blutmilbe

Mit Temperaturen über 20° Celsius und einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit dauert die Entwicklung vom Ei bis zum adulten Tier nur ein bis zwei Wochen. Die Weibchen legen kurz nach einer Blutmahlzeit bis zu zwei Dutzend Eier in der Nähe der Ruhestellen von Wirtstieren ab. Innerhalb von Tagen schlüpft die Larve. Diese verwandelt sich in eine Protonymphe, die schon wie eine richtige Milbe 8 Beine hat und Blut saugt. Nach der ersten Mahlzeit häutet sich die Protonymphe und verwandelt sich zur Deutonymphe, die sich nach einer weiteren Blutmahlzeit zur adulten Milbe häutet. Die Weibchen werden vor jeder Eiablage Blut saugen.

Lebens- und Verbreitungsweise der Dermanyssus gallinae

Der Lebenszyklus der Blutmilben beträgt in der warmen Jahreszeit rund acht Wochen. Wenn es hingegen kühler ist oder sich keine Wirtstiere finden, dann können die spinnenartigen Parasiten selbst über ein halbes Jahr ohne Nahrung ausharren.

Diese Schadmilben verstecken sich in der Nähe zu Wirtstieren in Ritzen und Spalten aller Art. Meist in der Nacht laufen sie zu ihren Wirten und saugen Blut. Das kann bis zu einer Stunde dauern. Bevorzugte Stellen sind Nacken, Füße oder auch der Kloakenbereich. Das eigentliche Stechen und Saugen wird meist nicht einmal bemerkt, doch später fängt es an den Einstichen zu jucken an und die Tiere kratzen sich wund.

Die Rote Vogelmilbe kann durchaus einige Meter zurücklegen, um ihre Wirtstiere heimzusuchen. Dabei reagiert sie auf Körperwärme.

Die spinnenartigen Parasiten befinden sich die meiste Zeit nicht auf ihren Wirten. Doch vereinzelt werden sie von diesen zu anderen Orten getragen. Auch der Mensch kann die blutsaugenden Parasiten mit Einrichtungsgegenständen, Werkzeugen oder Futtermitteln von einem Stall in den anderen tragen.

Die Anatomie

Die ovalen Eier der Roten Vogelmilbe sind rund 0,4 mm lang. Die Larve hat sechs Beine, ab dem Nympenstadien sind es acht, wie es für Spinnenartige typisch ist. Männliche Tiere werden bis 0,65, weibliche bis 0,75 mm lang, nach dem Blutsaugen erreichen sie auch einen mm Länge. Die Dermanyssus gallinae ist etwas schmaler als lang. Der Körper ist weiß bis gräulich. Nach dem Blutsaugen sind diese Ektoparasiten rot. Etwas später wandelt sich das Rot in einen bräunlichen Ton. Pro Stich verzehren die Blutmilben rund 200 Mikrogramm Blut. Wenn einzelne Hennen in nur einer Nacht tausende Male gestochen werden, dann sind sie für Erkrankungen anfälliger oder können innerhalb von kurzer Zeit an Blutarmut sterben.

Der wirtschaftliche Schaden

Gerade in kommerziellen Hühnerställen findet die Rote Vogelmilbe innerhalb der warmen Jahreszeit einen optimalen Lebensraum. Die klimatischen Bedingungen sind perfekt, sowie genug Wirtstiere vorhanden sind. Da eine einzelne weibliche Milbe in ihrem Lebenszyklus bis zu 300 Eier ablegen kann und aus diesen unter optimalen Bedingungen nach 7 Tagen geschlechtsreife Milben entstehen, explodiert die Population der Blutmilbe regelrecht. Während dem Wachstum ist das Federvieh ohnehin anfälliger, doch selbst adulte Hühner werden zur Strecke gebracht. Auch wenn die Tiere überleben, so haben sie zumindest vorübergehend hohe Leistungseinbußen. Allein auf Hühnern innerhalb von Europa wird der finanzielle Schaden nur durch diese Milbenart auf 360 Millionen Euro pro Jahr geschätzt.

Bekämpfung der Roten Vogelmilbe

Selbst in kleinen Hühnerpopulationen kommt es auf die effektive Bekämpfung der Roten Vogelmilbe an, damit diese nicht überhandnimmt. Zum einen ist bei der Stallplanung oder Renovierung bereits darauf zu achten, dass es möglichst wenig Ritzen und Spalten gibt. Zudem muss sich alles gut reinigen lassen und folglich auch regelmäßig gereinigt werden. Kommerzielle Halter werden zugleich noch darauf achten, sich die Blutsauger nicht selber von einer Stallung in die andere einzuschleppen.

Vorbeugende Maßnahmen können den ein oder anderen Befall abwenden oder die Reproduktionsrate der Dermanyssus gallinae reduzieren. Dennoch hat jeder Halter von kleinen oder großen Beständen immer wieder einmal die Rote Vogelmilbe im Stall. Es gibt Medikamente, die über das Trinkwasser gegeben werden. Alternativ können spezielle Bestandteile im Futtermittel das Blutsaugen unterbinden, womit der Befall durch geringere Reproduktionsraten abgeschwächt wird. Vielfach werden die Enden der Sitzstangen oder auch deren Unterseiten bei Hobbyhaltern mit Pflanzenöl bestrichen. Dieses erstickt die Milben, schadet aber nicht den Hühnern. Moderner sind spezielle Sitzstangen, die zur Unterseite Strom führen, der die Milben tötet, aber die Hühner nicht stört.

Solche Sitzstangen können auch nur helfen, wenn es Vogelarten wie Hühner sind, die sie benutzen. Enten oder Gänse würden das nicht machen. Hier kann neben der gründlichen Reinigung auch eine Behandlung der Milbenverstecke einen Befall abwenden oder abschwächen. Kieselgur besteht aus fossilen Kieselalgen und trocknet Milben und auch andere Ektoparasiten aus. Es kann aufgepudert oder in Wasser gelöst in die Ritzen gespült werden.

Selbst Raubmilben können gegen die Rote Vogelmilbe eingesetzt werden. Dennoch bleibt die Stallhygiene sehr wichtig sowie prophylaktische Maßnahmen generell vor und während Hitzewellen stattfinden sollen.

Regelmäßige Kontrolle

Selbst bei der Innenraumhaltung kann jederzeit ein Wildvogel am Gebäude landen, brüten oder der Halter selbst schleppt die Parasiten zusammen mit Einrichtungselementen, Werkzeugen oder Futtermittel ein. Wer nicht warten will, bis sein Federvieh sich mit höherem Futterverbrauch bei gleichzeitigem Leistungseinbruch bemerkbar macht oder bereits erste Tiere tot im Stall liegen, der kann an entscheidende Stellen doppelseitiges Klebeband anbringen. Es gibt auch andere Milbenfallen, mit denen jedoch ein Befall nur festgestellt wird. Sobald sich die ersten Milben feststellen lassen, sollte gerade während der warmen Jahreszeit umgehend mit direkten Gegenmaßnahmen begonnen werden.